Asse: Auf der Suche nach Fledermaus und Wildkatze 

Die Schachtanlage Asse II ist ein ehemaliges Kali- und Steinsalzbergwerk. Hier wurden von 1967 bis 1978 rund 47.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktive Abfälle eingelagert. Heute sollen die Abfälle wieder zurückgeholt werden. Sie können nicht langzeitsicher in der Asse verbleiben. Natur und Landschaft rund um das Bergwerk sind geschützt. Dies stellt besondere Herausforderungen an das Projekt.

Die Schachtanlage Asse II braucht mehr Platz. Ein Rückholbergwerk inklusive der dafür notwendigen Infrastruktur, also eine Abfallbehandlungsanlage und ein Pufferlager und womöglich ein Zwischenlager sollen dort entstehen. Ohne diese Einrichtungen können die radioaktiven Abfälle nicht zurückgeholt werden. Aber: Die Natur rund um die Schachtanlage ist geschützt. Eine Erweiterung des Bergwerksgeländes kommt nicht ohne Eingriffe in Natur und Landschaft aus. Bäume werden gefällt, Flächen versiegelt. Finden solche Eingriffe statt, gilt es diese bereits bei der Planung möglichst zu vermeiden. Können sie nicht vermieden werden, sind die Eingriffe zu minimieren.

Für eine belastbare Planung führt die Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH (BGE) aktuell Kartierungen in der Asse durch. Diese sollen Aufschluss darüber geben, welche Tier- und Pflanzenarten sich in der Asse heimisch fühlen. Im Fokus stehen momentan die Fledermäuse. Betreut werden die Kartierungen von Dr. Steffanie Nordhausen, die auf der Asse für die Gruppe Genehmigungen Berg- und Umweltrecht arbeitet. Sie ist heute zusammen mit Nicole Kühne und Marko Eigner in der Asse unterwegs, die im Auftrag der BGE für die eigentliche Bestandsaufnahme zuständig sind.

Nymphenfledermaus nachgewiesen

„Jede Fledermausart hat eine eigene Ruffrequenz. So können wir die hier lebenden Arten unterscheiden”

Über den Parkplatz an der Schachtanlage Asse II geht es zu einer sogenannten Horchbox. Diese sieht einem Nistkasten für Vögel sehr ähnlich und beinhaltet sensible Messtechnik, welche die Rufe von Fledermäusen aufzeichnen kann. „Jede Fledermausart hat eine eigene Ruffrequenz. So können wir die hier lebenden Arten unterscheiden”, erklärt Marko Eigner und ergänzt: „Überraschend für uns war, dass wir hier die Nymphenfledermaus erfasst haben. Das ist eine Art, die im Jahr 2001 erstmals beschrieben wurde. Der nördlichste deutsche Fund lag bisher im Kyffhäusergebirge in Thüringen.” Neben der Nymphenfledermaus konnten weitere Fledermausarten nachgewiesen werden. Dazu gehören die Mopsfledermaus, die Zwergfledermaus und der Große Abendsegler.

Auf der Suche nach Wildkatzen

Sobald die Fledermäuse ihre Winterquartiere beziehen, konzentrieren sich die Umweltplaner*innen auf andere Tierarten. So beginnt parallel zur Auswertung der Daten aus den Horchboxen die Suche nach Wildkatzen. Um diese sehr scheuen Tiere nachzuweisen, wird ein Holzpflock in den Boden geschlagen und mit einem Lockduft bestrichen. „Wildkatzen aus der Umgebung werden hierdurch angezogen und streifen mit dem Fell an dem Holzpflock entlang. So können wir Haarproben nehmen und eine DNA-Analyse durchführen”, erläutert Nicole Kühn. Ob sich Wildkatzen in der Asse heimisch fühlen, wird sich erst noch zeigen.

Unterstützung erhält die BGE auch von Behörden und Naturschutzverbänden. Diese begehen die Gebiete ebenfalls regelmäßig und melden Funde bestimmter Arten. „Wir arbeiten hier eng zusammen und konnten zum Beispiel vorhandene Daten zu den Großvogelarten wie Reiher und Storch weiterverwerten“, erklärt Dr. Steffanie Nordhausen. Bereits bei diesem kurzen Rundgang wird die große Vielfalt deutlich, welche die Asse zu bieten hat.

Bei den Kartierungen handelt es sich um eine Aufgabe, die kontinuierlich durchzuführen ist. Bei den Planungen zur Rückholung ist die BGE auf aktuelle Daten angewiesen. Diese dürfen beispielweise für Genehmigungsanträge nicht älter als drei bis fünf Jahre sein. Ergänzend kommt hinzu, dass nicht alle Tier- und Pflanzenarten zu jeder Jahreszeit anzutreffen sind. Daraus ergibt sich, dass die Kartierungen mehrere Monate in Anspruch nehmen. Auch die Fledermäuse werden in naher Zukunft nochmal untersucht werden.

Ein Mann mit einer Insektenfalle
© BGE
Auch die vorkommenden Insekten werden kartiert. Mit Hilfe einer Lichtfalle werden sie angelockt und können bestimmt und gezählt werden.
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