Morsleben
Was ist das Endlager Morsleben?
Das Endlager Morsleben ist ein Zeugnis deutsch-deutscher Geschichte, da es zunächst von der DDR und später von der Bundesrepublik für die Endlagerung von Atommüll genutzt wurde. Das Endlager wird auch in Zukunft weiter Geschichte machen, da nie zuvor in Deutschland ein Endlager nach atomrechtlichen Regeln stillgelegt wurde.
Die Ausgangslage für die Umsetzung dieses Vorhabens ist schwierig. Das Endlager Morsleben wurde in einem mehr als 100 Jahre alten Kali- und Steinsalzbergwerk eingerichtet. Der Bergbau hat ein weitreichendes Netz von Hohlräumen unter Tage erschaffen. Das Hohlraumvolumen des Bergwerks übersteigt den eingelagerten Müll um ein Vielfaches. Die Erfahrungen mit dem Endlager Morsleben zeigen, dass alte Bergwerke für die Endlagerung radioaktiver Abfälle nur bedingt geeignet sind.
Endlager Morsleben: ein virtueller Rundgang
Morsleben in 90 Sekunden
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Geschichte des Endlagers Morsleben
Von 1898 bis 1969 wird in Morsleben Kali- und Steinsalz gefördert. Im Zweiten Weltkrieg müssen Zwangsarbeiter unter Tage unter erbärmlichen Bedingungen Rüstungsgüter produzieren, später werden in der DDR über 25 Jahre lang Hühner unter Tage gemästet. Für eine kurze Periode wird bis in die 1990er Jahre Giftmüll zwischengelagert. Von 1971 bis 1998 werden fast 37.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktive Abfälle in dem Bergwerk endgelagert.
Atommüll im Endlager Morsleben

1971 wird Morsleben nach einem Standortauswahlverfahren durch die DDR-Führung als zentrales Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle ausgewählt. Bis 1998 werden fast 37.000 Kubikmeter Atommüll eingelagert. Die Dauerbetriebsgenehmigung erlaubt die Einlagerung von festen Abfällen, flüssigen Abfällen (wurde nach der Wiedervereinigung durch das Inkrafttreten des Atomgesetztes untersagt) und umschlossenen Strahlenquellen. Feste Abfälle sind in Fässern verpackt gestapelt oder verstürzt sowie unverpackt abgekippt eingelagert. Flüssige Abfälle sind unter Zunahme von Braunkohlefilterasche untertägig verfestigt. Die umschlossenen Strahlenquellen sind ebenfalls verstürzt. Seit 1983 werden kleinere Mengen radioaktiven Abfalls zwischengelagert.
Was passiert im Endlager Morsleben
Das Endlager wird nach Berg- und Atomrecht betrieben, um ein sicheres Arbeiten bis zum Abschluss der Stilllegung zu gewährleisten. Die Genehmigung der Stilllegung steht noch aus. Bis dahin stellen Instandsetzungsarbeiten und die Überwachung des Grubengebäudes sicher, dass das Bergwerk stilllegungsfähig bleibt. Daneben findet ein Großversuch für ein Abdichtbauwerk statt und die Antragsunterlagen für die Stilllegung werden an den Stand von Wissenschaft und Technik angepasst. 2026 sollen der Genehmigungsbehörde, dem Umweltministerium des Landes Sachsen-Anhalt, die finalen Antragsunterlagen vorgelegt werden.
Großversuch Abdichtbauwerk
Abdichtbauwerke, die für mehrere zehntausend Jahre einen kritischen Bereich – wie zum Beispiel eine Einlagerungskammer – vor eindringendem Wasser schützen sollen, sind ein elementarer Bestandteil des Stilllegungskonzepts. Sie stellen eine technologische Neuerung dar. Ein im Jahr 2011 errichteter Großversuch soll nachweisen, dass die geplanten Abdichtbauwerke die in der Planung beschriebenen Eigenschaften haben. Dieser Nachweis ist nicht vollständig gelungen, weshalb die Planungen für die Abdichtbauwerke nun überarbeitet werden. Das Bauwerk ist zwar so dicht wie erhofft, aber das Material hat sich nicht komplett rissfrei verarbeiten lassen. Bis 2024 werden deshalb weitere komplexe Großversuche mit Abdichtbauwerken unternommen.
Anpassung Antragsunterlagen an den Stand von Wissenschaft und Technik
Ab dem Jahr 2011 prüft eine vom Bundesumweltministerium beauftragte Expertenkommission, ob die Antragsunterlagen für die Stilllegung des Endlagers Morsleben dem Stand von Wissenschaft und Technik entsprechen. Im Jahr 2013 präsentiert die Entsorgungskommission ihr Ergebnis: Zwar sind die Planungen grundsätzlich geeignet, das Endlager langzeitsicher stillzulegen, doch entsprechen die Nachweise nicht dem Stand von Wissenschaft und Technik. Die Experten formulieren sechs Handlungsempfehlungen für die Anpassung der Nachweise. Derzeit wird an der Umsetzung der Empfehlungen gearbeitet. Die überarbeiteten Nachweise sollen der Genehmigungsbehörde, dem Landesumweltministerium Sachsen-Anhalt, im Jahr 2026 vorgelegt werden.
Was wird aus dem Endlager Morsleben?
Das Stilllegungskonzept für das Endlager Morsleben sieht vor, dass die bestehenden Hohlräume unter Tage mit Salzbeton verfüllt werden. So soll das Grubengebäude stabilisiert und das Entstehen von Rissen im Deckgebirge, durch die später Wasser in das Endlager gelangen könnte, verhindert werden. Da es sich aber nicht vollständig ausschließen lässt, dass es über den langen Lagerzeitraum doch zu Wasserzutritten kommen kann, werden als Sicherungsmaßnahme Abdichtbauwerke vor den Einlagerungsbereichen errichtet. Zusätzlich werden die Schachtröhren als direkte Verbindungen zur Tagesoberfläche abgedichtet.
Nach Abschluss der Stilllegungsmaßnahmen ist der Atommüll von Salz umgeben in der Tiefe eingeschlossen. Wann dieses Ziel erreicht ist, lässt sich derzeit noch nicht sagen. Die Genehmigung für die Umsetzung der Stilllegung ist an den Nachweis der Abdichtbauwerke und die Überarbeitung der Antragsunterlagen geknüpft. Fest steht, dass die Arbeiten 15 bis 20 Jahre dauern werden, nachdem sie genehmigt sind. Dann ist das Endlager Morsleben endgültig Geschichte.