Die radioaktiven Abfälle in der Asse

Asse

Insgesamt 125.787 Behälter mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen lagern seit rund 50 Jahren in der Schachtanlage Asse II. Sie sollen zurückgeholt werden. Die BGE benötigt dafür weitere Erkenntnisse über den Zustand der Einlagerungskammern und den darin enthaltenen Atommüll.

Es ist der 8. Januar 1975. Während über Tage bei Temperaturen um den Gefrierpunkt Schneeregen vom Himmel fällt, steuert ein Mitarbeiter der damaligen Gesellschaft für Strahlenforschung einen schweren Radlader zielgerichtet in die Einlagerungskammer 8 in 750 Metern Tiefe. Auf seiner Schaufel stehen mehrere gelbe Fässer mit schwachradioaktiven Abfällen. In wenigen Sekunden werden diese eine Böschung hinuntergekippt. 

Das Abkippen der Fässer in der Schachtanlage Asse II ist zum Symbol eines verantwortungslosen Umgangs mit Atommüll geworden. Die Bilder widersprechen dem Sicherheitsempfinden vieler Menschen.

Ein Radlader steht in einem Bergwerksstollen und kippt gelbe Fässer auf den Boden
Am 8. Januar 1975 werden radioaktive Abfälle in 750-Meter-Tiefe abgekippt.


Die Bilder tragen dazu bei, dass heute oft zu hören ist: „Niemand weiß, was in der Asse liegt.“ Doch so einfach ist es nicht, auch wenn die Abfalldokumentation vor 50 Jahren nur wenige Informationen enthielt. Undichte Fässer, überschrittene Grenzwerte und lückenhafte Lieferscheine waren keine Seltenheit.

Sicher ist jedoch, dass in der Schachtanlage Asse II insgesamt 125.787 Gebinde mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen in 13 Einlagerungskammern lagern. Hochradioaktive Abfälle sind nicht enthalten. Rund 67 Prozent der Abfällbehälter stammen aus damaligen Anlagen der Energieversorgungsunternehmen, 23 Prozent aus der Atomforschung, 8 Prozent aus der kerntechnischen Industrie und rund 2 Prozent von sonstigen Abfallverursachern wie der Medizin.

Nachdem die Anlage unter das Atomrecht gestellt wurde, wurden erhebliche Anstrengungen unternommen, um Unsicherheiten bei der Abfalldokumentation zu beseitigen. Ergebnis der Bemühungen ist die sogenannte ASSEKAT in ihrer aktuellen Version. Das ist eine Datenbank, in der alle Erkenntnisse über die radioaktiven Abfälle enthalten sind. Sie ist ein wichtiges Werkzeug für die Planung und Genehmigung der Rückholung und wird stetig verbessert.

Die BGE weiß heute deutlich mehr über die Abfälle als im Jahr 2009, auch wenn Lücken bleiben. Diese Lücken müssen im Rahmen der Rückholung geschlossen werden. Denn an ein Endlager dürfen nur Abfälle abgegeben werden, die hinreichend beschrieben sind. Charakterisierung sagen Fachleute dazu. 

Bevor es soweit ist, müssen die Abfälle aus den Einlagerungskammern geborgen werden. Um die eigentliche Bergung vorzubereiten, werden die Einlagerungskammern erkundet. Die Frage lautet: In welchem Zustand sind die Kammern? Wichtige Erkenntnis bisher: Die bisherigen Erkundungsergebnisse schließen eine Rückholung nicht aus, so dass die BGE ihre Versuche fortsetzt, mehr Wissen über die komplexe Bergung der Fässer in den Kammern zu erlangen. Wie eine solche Erkundung stattfindet, haben wir in Ausgabe 20 des Magazins Einblicke dargestellt.

Zwei Männer in orangefarbenen Arbeitsanzügen und Schutzhelmen stehen vor einem vertikalen Bohrstrang.
Dennis Dillge und Torsten Lother im Fachgespräch an der Bohranlage zur Erkundung der Einlagerungskammer 12 auf der 750-Meter-Ebene.

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