Stabilisierung des Bergwerks ist die Voraussetzung für die Rückholung

Asse

14.12.2020 Interview

In der Asse kann weiter sicher gearbeitet werden. Die Stabilisierungsmaßnahmen müssen aber fortgeführt werden. Das ist das Fazit des diesjährigen Gebirgsbeobachtungsgesprächs.


Die Expert*innen der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) und das Institut für Gebirgsmechanik aus Leipzig haben dort ihre neuesten Erkenntnisse präsentiert und diskutiert. Denn für die Rückholung der radioaktiven Abfälle aus der Schachtanlage Asse II ist die Stabilität des Bergwerks eine der wichtigsten Voraussetzungen.

Mit dem Ziel der Rückholung des Atommülls hat sich eine deutlich verlängerte Betriebsphase des Bergwerks ergeben. Die Rückholung – das steht inzwischen fest – wird mehrere Jahrzehnte dauern. Seitdem steht der Fokus der Arbeiten in der Asse auf der Vorbereitung der Rückholung bei   gleichzeitiger Umsetzung der Notfallplanung


Notfallplanung

Als Voraussetzung für die Rückholung setzt die BGE verschiedene Maßnahmen der Notfallplanung um. Diese sollen die Eintrittswahrscheinlichkeit eines technisch nicht mehr beherrschbaren Lösungszutritts verringern beziehungsweise die möglichen  radiologischen Konsequenzen eines solchen Szenarios minimieren. Die BGE setzt Vorsorgemaßnahmen um. Diese werden vorsorglich für den sicheren Betrieb ergriffen und dienen der Herstellung der Notfallbereitschaft. Dazu werden zum Beispiel Resthohlräume verfüllt, Strömungsbarrieren gebaut und das Lösungsmanagement verbessert. Gleichzeitig bereitet die BGE Notfallmaßnahmen vor. Diese würden dann ergriffen, wenn der Lösungszutritt technisch nicht mehr beherrschbar wäre. Unter anderem würde das Bergwerk dann mit einer Flüssigkeit gegengeflutet.


Herausforderungen ergeben sich dabei aus den Kräften, die im Gebirge wirken. Diese führen zum Beispiel zu zunehmenden Schädigungen im Bereich genutzter Infrastruktur-Räume. Daher werden Messprogramme, die die Vorgänge in der Asse überwachen, zur Bewertung der Stabilität der Grubeumgesetzt. Auf dieser Grundlage werden zielgerichtete Stabilisierungsmaßnahmen empfohlen und schrittweise umgesetzt.

Zur Stabilisierung der Schachtanlage Asse II werden nicht mehr benötigte Hohlräume mit Sorelbeton verfüllt. Von einst 5 Millionen Kubikmeter Hohlraum sind derzeit noch rund 0,5 Millionen Kubikmeter Hohlraum begehbar.

Dreidimensionale Grafik der Grubengebäude
Die Grafiken zeigen das Grubengebäude im Jahr 1995 (links) und rund 20 Jahre später. Hier wird deutlich, wie wenig Hohlraum zum jetzigen Zeitpunkt noch existiert. Die 13 roten Kammern stellen die Einlagerungskammern dar.

Stabilisierungsmaßnahmen zeigen Wirkung

Um die Stabilität des Bergwerks zu überwachen, sind regelmäßig Expert*innen aus den Bereichen Geotechnik, Geologie, Geophysik und Markscheiderei (untertägige Vermesser) aus der Abteilung Geoinformation der BGE im Einsatz.

Mit Spannungsmonitoringstationen lassen sich der Spannungs- und Verformungszustand des Gebirges erfassen. Die Messungen zeigen weiterhin große Spannungsdifferenzen, die das Tragsystem im Baufeld an der Südflanke weiter schädigen. Erkennbar ist gleichzeitig die beginnende Stützwirkung durch die fortlaufende Verfüllung von Hohlräumen. Die Stabilisierungsmaßnahmen zeigen also Wirkung und sollten fortgeführt werden, so die Expert*innen.

Schädigungsprozesse im Tragsystem und im Umfeld werden auch durch ein Netz von Mikroseismik-Stationen überwacht. Diese zeichnen Rissbildungen im Gestein auf. Auch anhand dieser Daten können Stabilisierungsmaßnahmen zielgerichtet geplant und umgesetzt werden.


Situation in der Asse bleibt angespannt

Außerdem beobachten die Experten fortwährend den Lösungszutritt im Bergwerk. In die Schachtanlage Asse II dringt kontinuierlich Grundwasser ein, das mit Steinsalz gesättigt ist. Im Januar und Juni des vergangenen Jahres erhöhte sich die Menge an der Hauptauffangstelle auf der 658-Meter-Ebene für kurze Zeit deutlich. Seit etwas über einem Jahr sind diese Raten jedoch rückläufig und liegen im Mittel bei rund 12,1 Kubikmeter am Tag. Ein weiteres Fassungssystem wurde  installiert. Die Salzlösungen können so umfassend analysiert und die Gesamtsituation bewertet werden.

Die Situation der Asse ist jedoch weiterhin angespannt. Die Gefahr eines technisch nicht mehr beherrschbaren Lösungszutritts ist weiterhin gegeben.


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