Hand in Hand für mehr Durchblick

Asse

30.10.2025 Artikel

An der Erstellung des geologischen 3D-Modells waren viele Expert*innen unterschiedlicher Fachrichtungen beteiligt. Dank ihrer Zusammenarbeit hat die BGE nun viel genauere Informationen über die Asse.


Dr. Hui Ding

ist Gruppenleiterin Geophysik bei der BGE und betreute das Projekt der 3D-Seismik zur Erstellung des dreidimensionalen Modells der Asse von Anfang an.

Eine Frau mit schwarzen langen Haaren und Brille lehnt an einem Baum. Sie trägt eine bunte Bluse unter einem dunklen Blazer.

„Mit geophysikalischen Messdaten lassen sich die geologischen Strukturen und die Störungen des Asse-Höhenzugs bis in über 2.000 Meter Tiefe detailliert abbilden. Obwohl das Messgebiet nur rund 37,5 Quadratkilometer beträgt, handelt es sich aufgrund der hohen Messdichte und großen Datenmenge um die größte hochauflösende Messung in Europa. Aus diesem Datenschatz von rund 600 Terabyte können wir noch jahrelang schöpfen. Mit dem nun erstellten hochgenauen 3D-Modell können wir erstmals die geologischen Schichtgrenzen bis an die Tagesoberfläche detailliert und belastbar darstellen. Unsere Fachgruppe mit zwölf Kolleginnen und Kollegen betreut vor allem die Datenbearbeitung. Eine der überraschenden Erkenntnisse: Der Salzsattel liegt im Osten deutlich niedriger und wird merklich schmaler. Mithilfe der Erkenntnisse aus der 3D-Seismik kann die BGE unter anderem den neuen Schacht Asse 5 und das Rückholbergwerk zur Rückholung des Atommülls genauer planen.“


Andreas Jockel

Der Geologe von der Firma Ercosplan hat zusammen mit seinem Kollegen Hans-Joachim Franzke die Oberflächen der Asse kartiert.

„Wir waren für die Oberflächenkartierung zuständig. Dafür haben wir zunächst Unterlagen aus dem Archiv der Asse ausgewertet und analysiert, welche Informationen fehlen und wo zusätzliche Untersuchungen nötig waren. Untersucht haben wir zum Beispiel sogenannte Kurzbohrungen. Die Kurzbohrungen reichten in eine Tiefe bis zu 40 Metern. Wir haben die Bohrkerne beschrieben und die Ergebnisse in unserer Karte dokumentiert. Die Kurzbohrungen lieferten aber nur einen Teil der Daten. Mein Kollege Hans-Joachim Franzke (im Foto links) und ich waren auch viel im Gelände unterwegs. Dort haben wir uns die Gesteine angeschaut und unsere Erkenntnisse in Karten eingetragen. Insgesamt waren wir an rund 200 Tagen draußen und sind wahrscheinlich mehr als tausend Kilometer gelaufen. Für die Erstellung der ersten Version der Karte haben wir mehr als zwei Jahre gebraucht, mittlerweile gibt es schon eine Überarbeitung. Wir haben jetzt viel genauere Informationen über den oberflächennahen Bereich der Asse.“

Zwei Männer stehen in einem Wald und inspizieren vor ihnen befindliches Gestein. Einer der Männer hält ein Klemmbrett in der Hand, der andere hält einen Hammer.

Bernd Daldrup

Vorstand der Daldrup & Söhne AG, hat mit seiner Firma Bohrungen für die Erstellung des Asse-Modells durchgeführt.

Ein Mann mit kurzen blonden Haaren und Drei-Tage-Bart lächelt in die Kamera.

„Als Bohrfirma sind wir häufig bei komplexen Projekten im Einsatz, aber die Arbeiten an der Asse waren schon besonders. Unser Auftrag war es, eine Erkundungsbohrung für den geplanten Rückholschacht durchzuführen. Im Mai 2023 haben wir mit der Errichtung der Bohrplatz-Infrastruktur begonnen. Gebohrt wurde dann ab Herbst – rund um die Uhr, sieben Tage die Woche, mit einem Team von je drei Leuten pro Schicht sowie einem Oberbohrmeister. Ich selbst war als Projektleiter eng eingebunden. An der Oberfläche war die Bohrung etwa einen halben Meter breit. Mit jedem Bohrabschnitt wurde sie schmaler, bis wir in einer Tiefe von knapp 900 Metern bei 16 Zentimeter Durchmesser angekommen sind. Die besondere Herausforderung lag in den hohen Anforderungen der Richtungsgenauigkeit: Wir mussten einen sehr engen Zielkorridor einhalten, der in 500 Meter Tiefe eine Abweichung von nur einem Meter zuließ! Das war nur mit einem speziellen Bohrsystem möglich. Immer wieder haben wir die Richtung kontrolliert und nachgesteuert. Über die gesamte Bohrlänge kam das Kernbohrverfahren zum Einsatz: Bei diesem Verfahren holt man Stück für Stück Gestein aus dem Untergrund. Die Bohrkerne hatten eine Länge von bis zu sechs Metern. Die sehen aus wie lange schmale Säulen aus verschiedenstem Gestein. Anschließend wurden sie von der BGE auf ihre Eigenschaften hin untersucht. Insgesamt konnten wir aus 900 Meter Gesamtbohrstrecke für rund 873 Meter aussagekräftige Bohrkerne gewinnen – ein sehr erfreuliches Ergebnis.“

Dr. Jan Witte

hat mit seinem Team von Falcon Geo-Consulting aus einem umfangreichen Datenpaket ein digitales geologisches 3D-Modell der Asse erstellt.

„Unsere Aufgabe war es, den Untergrund der Asse und ihrer Umgebung auf Basis der 3D-Seismikdaten detailliert digital nachzubauen – also aus den gelieferten seismischen Daten am Computer ein 3D-Geomodell zu erstellen. Ein solches Datenpaket mit dieser Detailtiefe ist in Deutschland bisher einzigartig. Neben den besonders wichtigen seismischen Daten haben wir auch Bohrungsdaten, Oberflächenkartierungen und Höhenmodelle in unser Modell integriert. Die Arbeit lief in zwei Projektphasen: Die Rohdaten wurden von einem anderen Unternehmen aufbereitet und wir haben daraus ein erstes Modell erstellt. Später, mit erweitertem Wissen, wurden die Daten erneut verarbeitet und wir haben ein verbessertes Modell gebaut. Bei einem so komplexen Projekt ist ein sehr intensiver Austausch mit allen Beteiligten wichtig – also mit der BGE und anderen externen Dienstleistern. Von Anfang an positiv überrascht haben mich der hohe Detailgrad und die Qualität des seismischen Datensatzes. Wir waren immer wieder erstaunt, was man daraus alles ableiten konnte. Denn: Je genauer die Daten sind, umso besser ist auch unser Modell.“

Ein Mann mit Brille sitzt vor einem Notebook.

Top