Karola Voß
Ahaus
Karola Voß, 62, ist Bürgermeisterin von Ahaus. Nahe der münsterländischen Stadt befindet sich ein Zwischenlager für hochradioaktive Abfälle.
Wie wurde vor dem Bau des Zwischenlagers mit der Stadt Ahaus und den Menschen, die dort leben, kommuniziert?
Es gab Zusagen, dass die Betriebszeit des Zwischenlagers begrenzt ist. Wir hatten mit dem Untergang der Textilindustrie viele Arbeitslose im Münsterland. Die Verantwortlichen wollten den Standort stärken. In der Bürgerschaft wurde der Bau kontrovers diskutiert und hat zu tiefen Gräben hier in Ahaus geführt.
Existieren diese Gräben immer noch?
Heute haben die Verwaltung und die Bürger*innen ein gemeinsames Interesse: Wir möchten, dass das, was hier gelagert ist, sicher gelagert ist. Und wir beharren gemeinsam darauf, dass Ahaus nicht zum Endlager wird. Wir wünschen uns auch, dass jeder Verantwortung übernimmt – überall dort, wo aktuell radioaktive Abfälle lagern. Solange, bis es eine Lösung gibt.
Warum ist aus Ihrer Sicht eine Endlagersuche nach wissenschaftlichen Kriterien so wichtig?
Hohe Sicherheit, wissenschaftliche Gründe – das muss maßgeblich sein. Ein Problem ist für mich die Dauer der Endlagersuche. Was kann sich politisch alles verändern, während man ein Verfahren so lange betreibt? Für Ahaus bedeutet das eine große Unsicherheit. Unsere Aufbewahrungsgenehmigung läuft nach vierzig Jahren 2036 aus, aber wir wissen, dass niemand 2036 den Müll abholt, da es zu diesem Zeitpunkt kein Endlager geben wird.
Und warum soll die Suche ergebnisoffen in ganz Deutschland stattfinden?
Wir haben mit der Atomindustrie im ganzen Land Energie gewonnen. Deshalb müssen wir überall in Deutschland schauen, wohin mit dem Müll. Diese Verantwortung müssen alle Bundesländer tragen. Und es darf nicht dazu kommen, dass nach Ahaus immer mehr Abfälle transportiert werden, weil man woanders Zwischenlager auflöst. Dann könnten einige der Bundesländer das Interesse verlieren, sich um dieses Thema zu kümmern.
