Hans Schuierer

Schwandorf

Hans Schuierer, 94, war von 1972 bis 1996 Landrat des Landkreises Schwandorf. 1985 weigerte er sich, der Errichtung einer Wieder­aufbereitungsanlage in Wackersdorf zuzustimmen. Der 2018 erschienene Spielfilm „Wackersdorf“ macht sein Engagement während dieser Zeit erlebbar.

Zunächst hatten Sie der Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf ­zugestimmt. Warum?
Wegen der Arbeitsplätze. Nach dem Ende des Braunkohlebergbaus in unserer Region hatten wir 1.600 Arbeitsplätze verloren und es wurden uns 3.600 neue Arbeitsplätze in der Anlage versprochen. Auch sonst wurde mir immer wieder gesagt, wie gut und wichtig die Wiederaufbereitung sei.

Wann haben Sie Ihre Meinung geändert?
Nachdem ich gemerkt habe, dass ich belogen werde. Als ich zum ersten Mal Pläne einsehen konnte, habe ich darauf einen 200 Meter hohen Schornstein entdeckt. Da habe ich gefragt: „Wieso braucht es denn diesen 200 Meter hohen Kamin?“ Da hat man mir geantwortet: „Damit die radioaktiven Schadstoffe möglichst breit verteilt werden und die Bevölkerung vor Ort geschützt wird.“ Die Arbeitsplätze wurden auch immer weniger, später war nur noch von 1.000 die Rede. Die Arbeitsplätze waren aber nicht das Entscheidende. Entscheidend waren die radioaktiven Schadstoffe. Darüber sind wir nie informiert worden – weder ich noch der Gemeinderat in Wackersdorf. Aber der Gemeinderat war immer noch dafür, das hat die Mitglieder gar nicht interessiert. Es gibt heute noch Menschen in Wackersdorf, die sagen: „Ach, so gefährlich wäre das alles nicht gewesen.“

Glauben Sie, dass eine offene Kommunikation Akzeptanz für ein Endlager bringen kann?
Ja, das ist ganz wichtig. Man muss den Menschen klarmachen, wie wichtig ein Endlager ist. Der radioaktive Müll ist nun mal da, den können wir uns nicht wegwünschen. Wenn man die Leute ehrlich informiert und einbindet, dann haben sie Verständnis dafür.

Aquarellzeichnung: Kopf eines Mannes mit kurzen grauen Haaren
Illustration: Lauren Tamaki
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