Gefahrenabwehr und Stabilisierung

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Glück im Unglück: Vor zwanzig Jahren führt ein Löserfall zum ungeplanten Test einer Stilllegungstechnologie.

Vor knapp 20 Jahren, am 30. November 2001, löste sich im Zentralteil der Grube Bartensleben ein 5.000 Tonnen schwerer Salzbrocken (Löser) von der Decke (Firste). Nach acht Jahren Arbeit und 935.000 Kubikmetern Salzbeton wurden die Maßnahmen zur Stabilisierung des Zentralteils im Jahr 2011 erfolgreich abgeschlossen.

Auslöser der Gefahrenabwehr

Bis 1969 wurde vor allem aus dem Zentralteil der Grube Bartensleben viel hochwertiges Steinsalz gefördert. Daher zeichnet sich dieser Bereich des Bergwerks durch einen hohen Durchbauungsgrad aus – bis zu 60.000 Kubikmeter messen die ehemaligen Abbauhohlräume. Das entspricht der Menge an Sand, die 2019 am Strand von Wangerooge nach dem Sturm Sabine wieder aufgeschüttet wurde. In Verbindung mit den rund 30 Jahren Standzeit seit dem Ende des Steinsalzabbaus, führten diese großen Hohlräume zu Schädigungsprozessen im Gebirge.

Bei dem Löserfall kamen keine Personen zu schaden und er hatte keine Auswirkungen auf die tiefer gelegenen Einlagerungsbereiche der radioaktiven Abfälle. Die bergrechtliche Aufsichtsbehörde, das Landesamt für Geologie und Bergwesen (LAGB) gab bekannt, dass zu keinem Zeitpunkt eine Gefahrensituation für das Endlager bestanden habe. Die festgestellte bergrechtliche Gefahr bezog sich räumlich beschränkt auf den Zentralteil der Grube Bartensleben, so dass in diesem Bereich Stabilisierungsmaßnahmen notwendig wurden.

Das LAGB knüpfte nach dem Löserfall die Betriebsplanzulassung für das Bergwerk vom 14. August 2002 an die schnellstmögliche Umsetzung der bergbaulichen Gefahrenabwehr im Zentralteil – die bGZ.

Wie wurde die bGZ umgesetzt?

Um die Sicherheit der Barriere in dem Gebirgsbereich zu gewährleisten, verfüllten die Bergleute von unten nach oben insgesamt 27 Abbaukammern mit 935.000 Kubikmetern Salzbeton – rund 120.000 Fahrmischer-Ladungen. Dadurch wurde das Salzgestein zwischen den Kammern, den sogenannten Schweben, stabilisiert.

Ein eigens dafür errichtetes Betonmischwerk stellte den Salzbeton auf dem Betriebsgelände her. Auf einer Strecke von bis zu vier Kilometern beförderten eine Pumpanlage und Rohrleitungen den Salzbeton nach unter Tage. Um die Abbaukammern vollständig verfüllen zu können, wurden unter Tage die Zugangsbereiche verschlossen. Je nach Größe der Zugänge errichteten die Bergleute Dämme aus Holzschalungen, mit Beton gefüllten Stützschläuchen oder auch Salzhaufwerk.

Die Verfüllung fand im Zweischichtbetrieb statt. So konnten in einem Monat circa 11.000 Kubikmeter Salzbeton verbaut werden. Am 24. Februar 2011 wurde die letzte Abbaukammer, Abbau 4s, mit 140.067,50 Kubikmetern Salzbeton vollständig verfüllt und die bGZ beendet. Der Salzbeton für die bGZ-Maßnahme wurde vor Ort in einer Mischanlage hergestellt.

Ein LKW steht neben einem Baucontainer. Im Hintergrund stehen weitere Container und drei Silos.
Der Salzbeton für die bGZ-Maßnahme wurde vor Ort in einer Mischanlage hergestellt.

Bedeutung der bGZ

Für die Stilllegung des Endlagers Morsleben sind zwei Faktoren von Bedeutung:

  • Die Maßnahme ist erfolgreich: Der Zentralteil ist seit der Verfüllung so stabilisiert, dass die noch durch den atomrechtlichen Planfeststellungsbeschluss zu genehmigenden Stilllegungsarbeiten sicher durchgeführt werden können.
  • Mit der geplanten Stilllegung des Endlagers Morsleben sollen rund achtzig Prozent des derzeit noch offenen Hohlraums verfüllt werden. Mit der erfolgreichen Durchführung der bGZ ist der Nachweis erbracht, dass die geplanten Verfüllmaßnahmen ebenfalls durchgeführt werden können.

Eine Person in Sicherheitskleidung steht unter Tage vor einer Wand aus mit Beton gefüllten Stützschläuchen.
Eine Methode die Zugänge zu den Abbaukammern zu verschließen: Textile Stützschläuche, die mit Beton gefüllt wurden.
Unter Tage steht ein Damm aus elf mit Beton gefüllten Textilschläuchen in einem Zugang zu einer Abbaukammer.
Im Ostquerschlag auf der 1. Sohle wurden mit Beton gefüllte Textilschläuche als Abdichtung genutzt.
Große Metallkörbe stützen die Textilschläuche, während der eingefüllte Beton trocknet. Später werden die Körbe entfernt.
Große Metallkörbe stützen die Textilschläuche, während der eingefüllte Beton trocknet. Später werden die Körbe entfernt.
Der letzte Blick in eine Abbaukammer. Nach der Verfüllung ist dieser Bereich nicht mehr zugänglich.
Der letzte Blick in eine Abbaukammer. Nach der Verfüllung ist dieser Bereich nicht mehr zugänglich.
Unter Tage steht ein Metallgerüst mit Rohren. Im Vordergrund  stehen ein Handwagen, Kabel und Werkzeuge.
Die Verfüllleitungen wurden von oben in tiefergelegene Abbaukammern geschleust um einen möglichst hohen Verfüllgrad zu erreichen.
In einer Containerhalle ist eine Betonpumpanlage aufgebaut. Im Vordergrund stehen Wannen mit Baustoff. Auf einer Hubbühne stehen zwei Männer, die durch eine Luke das dach kontrollieren.
Die Betonpumpanlage wurde auf dem Betriebsgelände in einer Containerhalle aufgebaut.
Eine Person in Sicherheitskleidung steht unter Tage vor einer Wand aus mit Beton gefüllten Stützschläuchen.
Unter Tage steht ein Damm aus elf mit Beton gefüllten Textilschläuchen in einem Zugang zu einer Abbaukammer.
Große Metallkörbe stützen die Textilschläuche, während der eingefüllte Beton trocknet. Später werden die Körbe entfernt.
Der letzte Blick in eine Abbaukammer. Nach der Verfüllung ist dieser Bereich nicht mehr zugänglich.
Unter Tage steht ein Metallgerüst mit Rohren. Im Vordergrund  stehen ein Handwagen, Kabel und Werkzeuge.
In einer Containerhalle ist eine Betonpumpanlage aufgebaut. Im Vordergrund stehen Wannen mit Baustoff. Auf einer Hubbühne stehen zwei Männer, die durch eine Luke das dach kontrollieren.

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