"Nachgefragt"

14.12.2020 Interview

Stefanie Goedecke ist Mitglied in der Arbeitsgruppe „Betriebliches Regelwerk“ und eine der Ansprechpartner*innen bei der BGE für die Abläufe bei der Einlagerung von Abfällen im Endlager Konrad.

Porträt Stefanie Gödecke
© Christian Bierwagen
Stefanie Gödecke

Einblicke: Von den Zwischenlagern bis ins Endlager: Die gesamte Lieferreihenfolge radioaktiver Abfälle soll von einem Computerprogramm geplant werden?

Stefanie Gödecke: Ja, das Programm KEPLA soll auf der Basis der im Endlager Konrad benötigten Abfallbehälter eine sogenannte Anlieferungsreihenfolge erzeugen. Aus dieser wird ersichtlich, wann die Behälter der verschiedenen Kategorien angeliefert werden können.

Wieso spielt die Reihenfolge bei der Einlagerung eine so große Rolle?

In den Einlagerungskammern müssen bestimmte Grenzwerte und Randbedingungen eingehalten werden, die sich aus den Sicherheitsanalysen ergeben. Sie dienen der Sicherheit im Betrieb und nach der Stilllegung des Endlagers. 

Wie funktioniert das genau? 

KEPLA bildet die Reihenfolgen auf der Basis verschiedener Daten, zum Beispiel Form, Gewicht, Inhalt. Außerdem berücksichtigt die Software logistische Randbedingungen an den Zwischenlagern beziehungsweise am LoK und am Endlager. Dazu gehören Abgabe- und Annahmemengen pro Tag, die Verfügbarkeit der Ablieferungspflichtigen oder die Stapellogik in den Einlagerungskammern. Mit diesen Daten kann KEPLA aus den zur Verfügung stehenden Behältern eine zulässige Einlagerungs- und Anlieferungsreihenfolge erzeugen.

KEPLA wird aber nur ein Teil eines größeren Pakets sein.

Genau, neben KEPLA planen wir auch eine Plattform, die von den Zwischenlagern beziehungsweise vom LoK genutzt wird. KEPLA verwendet die auf der genannten Plattform gesammelten Daten zu verfügbaren Ab-fallgebinden und logistischen Randbedingungen.

Wird die mit KEPLA erzeugte Einlagerungsreihenfolge alle Bedingungen erfüllen?

Ja, denn zu dem Software-Paket gehört auch ein Dokumentationssystem für das Endlager Konrad. Es enthält eine Prüffunktion der von KEPLA erzeugten Einlagerungs- und Anlieferungsreihenfolgen. Zusätzlich wird es eine Überprüfung der Planungen von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der BGE geben – und zwar nach dem Vier-Augen-Prinzip. All das braucht Zeit, weshalb die Planungen für die Anlieferungs- und Einlagerungsreihenfolge schon etwa anderthalb Jahre vor den eigentlichen Anlieferungen begonnen werden.

Wann wird KEPLA betriebsfertig sein?

Derzeit läuft für das Software-Paket eine europaweite Ausschreibung. Der für 2021 geplanten Vergabe des Auftrags schließen sich Phasen der Konzeptionierung, der Programmierung und des Probebetriebs an. Nach derzeitigem Zeitplan wird das Paket ein bis zwei Jahre vor der Fertigstellung des Endlagers Konrad im Jahr 2027 einsatzbereit sein.


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